Samstag, 4. August 2012

Barreau, Nicolas: Das Lächeln der Frauen

Thiele Verlag, München; Wien 2010, 336 Seiten, Buchpreis: 9,99.

Cover Lächeln der Frauen

Der Autor des Buches „Das Lächeln der Frauen“, Nicolas Barreau, arbeitet selbst in einer Buchhandlung und irgendwie merkt man das seinem Buch an. Er scheint das Buchmilieu zu lieben und es auch durchaus zu kennen. Dies ist einerseits schön, weil auch ich diese ganz besondere Bücherstimmung mag: Gemütliche Cafés, verwinkelte Buchläden, in denen sich Buch um Buch übereinanderstapelt, elegante und doch verruchte Verlegerbars und die typische Pariser Altbauwohnung, in denen auf einem wackligen Holztisch schicksalsträchtige Briefe liegen. Gleichzeitig kommt einem all dies als Vielleser doch auch sehr bekannt vor – zu oft wurde diese Stimmung in verschiedensten Romanen mal besser und mal schlechter reproduziert.
Dabei ist die Reproduktion in „Das Lächeln der Frauen“ sicher gelungen. Beim Lesen steigt ein wohliges Gefühl im einen auf, vielleicht gerade weil das Beschriebene wie altbekanntes wirkt. Einige der Bilder sind jedoch zu abgelutscht. Zum Beispiel das der alten exzentrischen Ms Dinsmore, die wirkt, als sei sie direkt „Dinner for One“ entstiegen: Jeden Geburtstag feiert sie, die all ihre Künstlerfreunde überlebt hat, in der „Coupole“, umzingelt von Kellnern und mit viel Champagner. Auch schwingt immer überall irgendwie „Die fabelhafte Welt der Amélie“ mit: Die Hauptfigur Aurélie Bredin findet, während sie einsam Paris durchstreift, weil sie von ihrem Freund verlassen wurde, ein geheimnisvolles Buch, das außergewöhnlich viele Verbindungen zu ihrem Leben aufweist. Sie macht sich auf die Suche, den geheimnisvollen Autor des Buches zu finden. Nicht nur die Namensähnlichkeit ist auffällig: Ebenso beginnt Amélies Geschichte damit, dass sie den Besitzer der mit Spielzeug gefüllten Schachtel, die sie hinter einer Badezimmerfliese in ihrer Wohnung fand, finden möchte. Auch die Art des Films, wie die Charaktere liebevoll mit charmanten Macken und skurrilen Lebensansichten beschrieben werden, findet sich in „Das Lächeln der Frauen wieder“. So heftet Aurélie Post-Its von Gedanken an ihre Schlafzimmerwand. Sie „haften an der hellen Tapete wie tropische Schmetterlinge, eingefangene Momente, die keinem Zweck dienen außer dem, in meiner Nähe zu bleiben, und wenn ich die Balkontür öffne und ein leichter Luftzug durch das Zimmer streicht, zittern sie ein wenig, so als wollten sie davonfliegen“. Oder sie hat Angst, sich im Dunkeln auf der Treppe umzudrehen, weil dies Monster erschaffen könnte.
Trotz – oder auch wegen – all dieser Ähnlichkeiten und Bilder, ist das „Lächeln der Frauen“ ein wunderbares Buch, ein leichter Sommer-Roman, der so mit einem mitflattert. Auch wenn das Werk einem nicht unbedingt neues geben kann –keine neuen Gedanken, keine neuen Bilder, keine neuen Charaktere – macht es ungeheuren Spaß, es zu lesen. Weil es Gedanken, Bilder und Charaktere beschreibt, die man auch nach zwei- oder dreimal lesen noch gerne hat. Es ist gefühlvoll geschrieben und schwungvoll formuliert, es erschafft glückliche Gefühle und es zaubert einem immer wieder ein Lächeln auf das Gesicht. Wenn der Titel des Buches andeuten soll, dass dies das Ziel des Autors war, würde ich sagen: geschafft. Und wenn dies vielleicht auch nicht das anspruchsvollste Ziel ist, das man mit einem Werk erreichen kann, so ist es doch eines der schönsten.

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